Das Großkatzengehege
Ein speziell gesichertes, vom Regierungspräsident Darmstadt abgenommenes, Großkatzengehege mit Auslauf von ca. 200 m2 – mit Bambuswäldchen, Pool, Podest und Baumstümpfen zum Krallen schärfen sowie ein kleines Haus mit bezeigbarem Innenbereich.
Dies wurde errichtet, nachdem der Safari-Park Groß-Gerau 1990 schließen musste und man nicht wusste, wohin man die 6 Großkatzen bringen sollte. Zwei Tiere (ein Löwe und ein Tiger) kamen schließlich in das speziell für sie errichtete Gehege. Dort lebten die beiden bis zu ihrem Tod. Im Jahr 2007 kamen die Tigerinnen Natascha und Ghandi über die Brigitte-Bardot-Stiftung zu uns. Sie lebten hier bis September 2012 und durften, in das von VIER PFOTEN betriebene Großkatzenrefugium Lionsrock in Südafrika umziehen. Im Juli 2014 kam unsere bisher letzte Tigerin über VIER PFOTEN zu uns, die bei einer Razzia in Süditalien entdeckt und gerettet wurde. Sie durfte am 1.8.2015 in das von TIERART e.V. und VIER PFOTEN errichtete Großkatzenrefugium nach Maßweiler umziehen. Weitere Informationen aus dem Bereich der Wildtiere wie Igel, Enten, Gänse, Eichhörnchen, Wildvögel etc. können Sie bei unser Tierheim in der Rubrik Bereich der Wildtiere nachlesen. Nachfolgend können Sie die Geschichten von Natascha und Ghandi sowie von Cara lesen.
Die Geschichte der Tigerinnen Natascha und Ghandi
Im Tierschutz erlebt man immer wieder unglaubliche Dinge. Hunde, Katzen und Kleintiere werden ausgesetzt, Exoten abgegeben, aber wann hört man schon mal von zwei ausgesetzten Tigern? Natascha und Ghandi, den beiden Tigerdamen ist es so ergangen. Sie wurden in Marseille, im Süden Frankreichs, von einem Wanderzirkus in ihrem Zirkuswagen zurückgelassen. Das traurige Schicksal der beiden damals noch recht jungen Tiger, beide sind 2003 geboren, erreichte die Brigitte-Bardot-Foundation, die eine Tötung der beiden Tiger verhindern konnte. Aber es musste dringend ein guter Platz gefunden werden, um die zwei aus ihrer viel zu kleinen Behausung zu befreien. Tatsächlich dauerte es drei Jahre, bis Natascha und Ghandi endlich ihre drei Quadratmeter großen Käfige verlassen durften!
Sie wurden getrennt gehalten und konnten sich in den kleinen Käfigen kaum aufrichten. Soweit wir das zurückverfolgen konnten, lebten die beiden Tigerdamen seit ihrem 6. Lebensmonat in dieser grausamen Unterbringung. Nur durch das Einschreiten der Brigitte-Bardot Foundation wurde in letzter Sekunde die Tötung von Natascha und Ghandi verhindert. Die Situation schien aussichtslos, da es fast unmöglich ist, Wildtiere ohne Herkunftsbeleg in einem Zoo oder Wildpark unterzubringen. Als alle Beteiligten schon fast resignierten und das Einschläfern der beiden Tiger immer näher rückte, fand man eine Genehmigung im Tierpark in Lübeck.
Natascha und Ghandi durften für ein Jahr in Lübeck unterkommen. Dort musste Ghandi einer Operation unterzogen werden, da sie sich auf dem Beton des Käfigs die Pfoten wund gelaufen hatte und kaum noch laufen konnte. Das Jahr verging schnell und die beiden Tigermädchen standen schon wieder vor dem „Aus“. Der Aufenthalt in Lübeck wurde von den Behörden nicht verlängert und wieder wusste man nicht, wohin mit den Tigern.
Unser Gehege in Rüsselsheim stand leer und nachdem es von dem Verein Tierart e.V. für rund 12.000,- Euro renoviert wurde, erhielten wir die Genehmigung Natascha und Ghandi aufzunehmen.
Nach einem Bericht über unsere Tigerinnen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im Mai 2012, kam der Kontakt zu Elisabeth Funke – einer Gönnerin der Tierschutzorganisation Vier Pfoten – zustande, die vom LIONSROCK Park in Südafrika berichtete und unter welch guten Umständen die dort untergebrachten Großkatzen leben dürfen. Kurz darauf entstand der Kontakt zu Heli Dungler, dem Gründer der Organisation und so kam alles ins Rollen. Natascha und Ghandi waren im Tierheim eigentlich ganz zufrieden (war es doch eine wesentliche Verbesserung zu ihrem früheren Leben), aber unser Außengehege umfasst nur 200 qm, so dass wir immer nur eine der beiden Tigerinnen in das Freigehege lassen konnten. Die andere musste dann im Innenbereich bleiben. Keiner traute sich die Tigerinnen zusammen in das Gehege zu lassen, da sie ihr Leben lang – wenn auch nur durch ein Gitter – voneinander getrennt waren. Sie hatten zwar keine Krallen mehr (denn die waren ihnen, wahrscheinlich schon bevor sie in den Zirkus kamen, leider gezogen worden) aber wenn diese großen, kräftigen Tiere angefangen hätten sich zu bekämpfen, hätte sie niemand trennen können – und es sollte sich herausstellen, dass diese Vorsicht genau richtig war!
Am 24. September 2012 war es dann soweit: Natascha und Ghandi durften mit dem A380 der Lufthansa nach Südafrika in den LIONSROCK Park fliegen. Es wartete ein ca. 10.000 qm großes Gehege mit Wäldchen und einem Bachlauf auf die Tigerdamen. Anfangs ging das Zusammenleben ganz gut, jede hatte ihre Ecke, aber nachdem sich Ghandi heimisch fühlte, fing sie an ihr Revier abstecken zu wollen und das störte Natascha. Es folgte ein kurzer Kampf, der Gott sei Dank glimpflich verlief. Aber um Schlimmeres zu verhindern, wurden die beiden provisorisch getrennt und schnell ein neues Nachbargehege errichtet. Mittlerweile leben sie glücklich nebeneinander Der LIONSROCK Park liegt in Südafrika, nahe der Stadt Bethlehem, im Osten der Provinz Freestate, etwa drei Autostunden von Johannesburg entfernt. Er umfasst eine Gelände von 1250 Hektar Land. Zahlreiche heimische Tierarten wie Gnus, Klippschliefer, Blessböcke, Moorantilopen, Kuhantilopen, Impalas, Springböcke, Wasserböcke, Zebras, afrikanische Wildhunde und viele Vogelarten bevölkern das Gelände.
Der LIONSROCK Park wurde 2008 eröffnet. VIER PFOTEN Präsident Helmut Dungler und LIONSROCK Direktor Amir Khalil betonten in ihren Eröffnungsreden die Bedeutung des Projekts und das strikte Verbot von Handel, Zucht und selbstverständlich Jagd auf diesem Gebiet: „Hier können die Tiere endlich in Frieden und Würde leben, die sie verdienen. Wir hoffen, dass LIONSROCK die Zukunft für viele Wildkatzen aus Südafrika und dem Ausland sein wird.“
Der LIONSROCK Park ist ein Vorzeigerefugium für die Haltung von Raubkatzen unter höchsten Standards. Es ist damit auch ein Flaggschiff im Engagement gegen Zucht- und Jagdbetriebe, einer Multimillionen–Industrie, dass gerade mit dem tragischen Tod des Löwen CECIL viel Aufmerksamkeit bekommt!
VIER PFOTEN zeigt mit diesem Projekt, dass die tiergerechte Haltung von Wildtieren, die unter widrigsten Umständen gelebt haben, möglich ist – und das mit viel Hingabe und wissenschaftlich fundiertem Arbeiten sehr viel erreicht werden kann. Tiger wie Natascha und Ghandi gehören eigentlich nicht nach Südafrika, aber die dort angebotenen Lebensbedingungen entsprechen dem natürlichen Lebensraum weitaus mehr, als unser kleines Tierheim in Rüsselsheim. Unser besonderer Dank gilt Vier Pfoten – Stiftung für Tierschutz, die den gesamten Transport bezahlten und durch den ins Leben gerufenen LIONSROCK Park Zirkustieren, wie Natascha und Ghandi, ein zweites Leben schenken.
www.vier-pfoten.de
Die Geschichte von Cara
Am 2. Juli 2014 kam die damals ca. 8 Monate alte Tigerin Cara in unserem Tierheim an. Die Großkatze wurde in der Nähe von Neapel bei einer Razzia von der Polizei in einem kleinen Schuppen entdeckt. Da der Besitzer keine Papiere zur Haltung des Wildtieres hatte, wurde sie beschlagnahmt und die italienische Tierschutzverein LAV (Lega Anti Vivisezione) eingeschaltet, die sich daraufhin mit der Großkatzen-erfahrenen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN in Verbindung setzte.
Damals wollte man Cara noch in das von VIER PFOTEN gegründete Großkatzenrefugium LIONSROCK in Südafrika bringen, allerdings sollte sie sich erstmal von ihren Strapazen erholen. Da die gute Zusammenarbeit zwischen VIER PFOTEN und uns mit den Tigerinnen Natascha und Ghandi erst knapp 2 Jahre zurücklag, hatten wir das Glück als Zwischenstopp für Cara ausgewählt zu werden und sie aufpäppeln zu dürfen.
Bevor sie zu uns kam, war sie noch kurz in dem Freizeit- und Aquapark „Ditellandia“ in Mondragone untergebracht. Nach 20-stündiger Fahrt kam Cara am 12.Juli früh morgens an und wurde von vielen Vertretern der Presse und dem Tierheim-Personal freudig erwartet. Mit einem leisen Fauchen begrüßte sie alle vor dem LKW Wartenden und signalisierte, dass sie putzmunter und bereit zum Aussteigen war! Von dem mitgereisten Tierarzt wurde Cara mit einem Beruhigungsmittel für den Wechsel aus dem Transportkäfig in ihr neues Zuhauses vorbereitet. Kurz darauf wurde mit vereinten Kräften die Transportbox aus dem LKW im Gehege in Position gebracht, so dass Cara nach dem Öffnen des Käfigs ihr Innengehege beziehen konnte. Ein lautes Fauchen ließ den ein oder anderen Träger heftig zusammen zucken und auch die Vertreter der Presse hatten mächtig Respekt vor der stimmgewaltigen Katze. Nur Harald Konrad und sein Sohn Martin konnte das Fauchen nicht erschrecken, kannten sie von Ghandi und Natascha doch noch ganz andere Stimmlagen. Den beiden ehrenamtlichen Großkatzenpflegern war richtig anzusehen, wie sehr sie sich freuten, endlich wieder eine „große“ Katze betreuen zu dürfen. Sie hatten extra für die Pflege von Caras Vorgängerinnen eine Ausbildung im Frankfurter Zoo absolviert.
Cara zögerte einen Moment als die Tür der Box hochgezogen wurde, bevor sie mit einem beherzten Satz ins Innengehege sprang. Schon nach ein paar Minuten tat sie der Presse den Gefallen und schaute in die Kameras, von ausgelegten Fleischbrocken angelockt. Kurz darauf zeigte sie sich ganz und inspizierte das Gehege und löste damit ein Blitzlichtgewitter aus. Dies beendete dann auch ihren kurzen Ausflug und sie zog sich zurück, um sich von der strapaziösen Fahrt zu erholen. Nach zwei Tagen Eingewöhnung im Innengehege durfte Cara endlich raus und setze ihre großen Pfoten auf das unbekannte Terrain. Alles wurde neugierig beschnuppert und angeschaut. Versonnen blickte sie allem Summenden und Fliegenden hinterher und erschrak anfangs sogar noch manchmal beim Flattern eines Vogels. Schnell hatte Cara ihr Lieblingsplätzchen ausgemacht… ein schattiger, kühler Platz unter ihrem Holzpodest! Dort ließ es sich in der Sommerhitze hervorragend dösen und man hatte trotzdem alles im Blick, und falls es ihr auch dort zu heiß wurde, wurde kurzerhand ein Bad im Tigerpool genommen! Es zeigte sich schnell, dass sie – anders als ihre Vorgängerinnen Natascha und Ghandi – sehr menschenbezogen war. Sicherlich ist dies auf den traurigen Umstand zurückzuführen, dass man sie viel zu früh von ihrer Mutter trennte und von Menschenhand aufzog.
Nach relativ kurzer Zeit wurde das Podest gegen den Platz vorne am Zaun getauscht. Sie liebte es den Gassigängern mit ihren Hunden zuzusehen und zeigte ihre Freude deutlich, wenn ihre Bezugspersonen kamen. Die ließen sich auch immer wieder neue Dinge einfallen, um Cara die Zeit im Tierheim so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Die anfangs zum Spielen besorgten harten Lederbälle hielten nach kurzer Zeit Caras immer größer werdenden Zähnen nicht mehr stand und so bekam sie eine Bowlingkugel, die sie mit dem Elan einer jungen (Groß-)Katze durch die Gegend kugelte. Auch gab es einen Cara-Fan, der immer wieder Box-Trainingsbälle besorgte. Diese wurden an einer Leine befestigt, so dass sie von außen bewegt werden konnten. Cara war begeistert von diesem Spiel.
Ganz aus dem Häuschen war sie, wenn man das ausgemistete Hasenstroh in eine Kiste packte und ins Gehege legte, dann konnte man beobachten wie schnell und geschmeidig Cara Riesensprünge vor Freude machte.
Im Herbst 2014, seit dem ersten Spatenstich zur Errichtung einer Großkatzen-Rettungsstation in Maßweiler von Tierart e.V. gemeinsam mit VIER PFOTEN war klar, dass Cara nicht den weiten Weg nach Südafrika machen muss, sondern auf einer Fläche von 14 Hektar mitten im Wald zwischen Zweibrücken und Pirmasens ihr neues Zuhause haben wird.
Im 52 Meter langen Gebäude, das aus Zeiten amerikanischer Streitkräfte stammt, sind sechs schöne Innengehege entstanden. Seit dem 1.8. freut sich Roswitha Bour, die 1. Vorsitzende von Tierart e.V. und Heli Dungler, der Gründer und Präsident von Vier Pfoten über den Einzug von Cara und zwei weiteren jungen Tigern aus schlechter Haltung. Am 5.8. wurde die Großkatzen-Rettungsstation feierlich eröffnet und es wird damit gerechnet, dass die Anlage schnell ausgebucht sein wird, speziell vor dem Hintergrund, dass Vier Pfoten sich sehr für ein Wildtierverbot in Deutschen Zirkussen einsetzt. Wir freuen uns für Cara, denn dort hat sie mehr Platz und hat auch Artgenossen um sich. Natürlich werden wir auf unserer Tierheimseite den vielen Cara-Freunden, deren Herzen sie im Sturm erobert hat, immer mal wieder News von ihr aus Maßweiler präsentieren!